Mein Rostock

Fortsetzung der Kampagne für unsere Heimatstadt

Mein Rostock. Meine Welt. Mein Zuhause.

Rostock ist spannend und vielseitig, mit außergewöhnlichen Bewohnern und Lebensläufen und hunderttausenden individuellen Perspektiven auf die Stadt. Dem hatte sich die WGSH 2018 zum 800. Stadtgeburtstag mit einer Kampagne unter dem Motto "Mein Rostock. Mein Zuhause" angenommen. In der Fortsetzung dieser Kampagne erzählen 2021 drei Rostocker*innen, was ihnen die Hansestadt bedeutet und warum sie hier gern zuhause sind:

Kassandra Lotta, 13, hat in der Eishalle ihre Glückkurve gefunden

Matthias, 49, liebt als "Meister Petz" seinen Ruhepol im Rostocker Zoo

Ina, 63, bereichert Rostock mit großer Kunst auf bildschönen Fassaden

Als größte Wohnungsgenossenschaft der Stadt setzen wir uns mit großem Engagement dafür ein, dass Rostocks wunderbare Vielfalt weiterhin blüht und gedeiht.

„Rostock ist die kleinste Form von Großstadt“, sagt Matthias Petzoldt. „Groß genug, dass man nicht jeden kennt, aber klein genug, dass man jeden kennen könnte und dass man die Seele der Stadt spüren kann, diesen Mix aus norddeutscher Mentalität und dem Charme des Alten.“ Das liebt der gebürtige Rostocker von klein auf, wirklich weg wollte er nie.

Und so lange Matthias Petzoldt denken kann, ist der Zoo Rostock für ihn ein ganz besonderer Teil dieser, seiner Welt. „Ich wollte schon mit drei, vier Jahren am Wochenende immer in den Zoo und bin da jedes Mal direkt zu den Elefanten marschiert. Meine Mutter erzählt heute noch, dass ich mich da nicht weggerührt und stundenlang die Pfleger ausgefragt habe.“ Das hat sich später ausgezahlt: Matthias Petzoldt hat Tierpfleger in seinem Zoo gelernt und war eine Zeit lang unter anderem auch für die geliebten grauen Riesen zuständig. „Später bin ich zu den Bären gewechselt. Das war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber so nach einem Jahr merkte ich plötzlich, das ist meins, hier bin ich glücklich, und das ist auch so geblieben.“ Der raue Churchill („als Lehrling hatte ich Angst vor dem“) und die pfiffige Vienna, das Eisbärenpärchen, dem Rostock sechs Jungtiere zu verdanken hatte, hatten es ihm besonders angetan.

Inzwischen ist der 49-Jährige Bereichsleiter des 2018 eröffneten POLARIUMS, war von der ersten Planungsminute in den Bau der Anlage involviert. „Schon allein deshalb ist das für mich nicht einfach nur eine Arbeitsstätte, so wie Tierpfleger im Zoo nicht einfach nur ein Job wie jeder andere ist. Meine Arbeit ist ein ganz wichtiger Teil von mir. Ich bin hier genau am richtigen Platz, ich will nie was anderes machen“, bekräftigt „Meister Petz“.

Was er am POLARIUM besonders liebt: „Die Unterwasserscheiben, den Bären beim Tauchen, Toben, Schwimmen zusehen. Das ist so toll, das wird mir nie langweilig werden.“ Und am Allerschönsten ist es im POLARIUM, sagt Matthias Petzoldt, wenn abends nicht mehr viel zu tun ist, die Besucher und auch die Kollegen schon weg sind und er mit den Tieren allein ist. „Das ist ein Feeling, das hat man sonst nie. Da komm ich komplett runter, da wird das POLARIUM für mich wirklich zum Ruhepol."

(Aufgezeichnet im Februar 2021)

Mit dem Malereistudium in Berlin hatte es nach dem Abi nicht gleich geklappt, deshalb kam Ina Wilken Ende der 1970er für ein Landwirtschaftsstudium – die Eltern hatten „etwas Solides“ empfohlen – nach Rostock. Die Fachrichtung lag ihr nicht so recht, die Stadt dafür umso mehr. „Ich habe es hier sofort als angenehm empfunden. Die Sprache, die norddeutsche Mentalität." Was sie noch genau erinnert: „Wenn ich während des Studiums nach einem Elternbesuch mit dem Zug wieder nach Rostock zurückkam und als erstes die vier Hochhäuser in der Südstadt auftauchten, dann war da immer dieses Zuhausegefühl.“

Rostock ist Ina Wilkens Wohlfühl-Heimathafen geblieben, doch ihren Job als Diplom-Agraringenieur hat sie an den Nagel gehängt. „Das war einfach nicht das, was ich eigentlich wollte." Mit vielen Bemühungen hat sie es damals in die HO-Gaststätten-Werbung geschafft, sich autodidaktisch weiterentwickelt und dann 1990 mit eigener Werbeagentur selbständig gemacht.

Die geliebte Malerei hat die heute 63-Jährige auf ihrem Lebensweg immer begleitet. „Schon während des Studiums habe ich mir mit meiner Kunst auf den Treppen am Alten Strom in Warnemünde was dazuverdient. Das war schön, wenn die Leute kamen, guckten und etwas kauften. Später als Mutter und Selbstständige war wenig Zeit, aber ich habe jede freie Minute zum Malen genutzt.“

Eines Tages fiel ihr ein Buch über Fassadenmalerei in Bremen in die Hände. „Ja, DAS wär´s doch!" - dachte sie damals, und die Südstadt-Hochhäuser kamen ihr wieder in den Sinn. "Ich habe sie plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen - als große Leinwände.“ Ihr erstes Wandgemälde in Rostock entstand 1997 zunächst aber am Mühlendamm. „Das war schon nicht so ganz einfach, auf dem Gerüst stehend immer nur einen kleinen Ausschnitt in kurzer Distanz vor sich habend das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Fassadenmalerei ist schon eine Liga für sich.“

Das Arbeiten in bis zu 40 m Höhe ist nicht ohne, schon gar nicht bei Wind und Wetter. Aber Ina Wilken blieb immer dran und hat ihre „große" Kunst inzwischen auch auf besagten Hochhäusern in der Südstadt verewigt. Auf dem Giebel der Ziolkowskistraße 12 beispielsweise prangen weithin sichtbar eine riesige Windrose und ein Poller – maritime Motive für die WG Schiffahrt-Hafen. „An den Häusern vorbei zu fahren und die Bilder zu sehen macht mich schon ein wenig stolz“, sagt die Malerin.

Ideen für weitere, neue Motive in luftigen Höhen sind immer noch genug vorhanden, und an Ruhestand denkt sie noch lange nicht. „Nichts machen? Näh, das geht nicht, da würde ich verrückt werden.“

(Aufgezeichnet im Februar 2021)

In Rostock kann man eine schöne Kindheit haben, sagt Kassandra Lotta Häupl: „Dass der Strand so nah ist, ist toll, ich mag es, mit Freunden am Alten Strom in Warnemünde zu bummeln. Und dass es so viel Natur gibt, weil ich gern mal rausgehe, wenn mir alles zu viel wird.“ Und doch würde all das wahrscheinlich nichts zählen, wenn Rostock nicht auch die Eishalle hätte: „Das ist mein zweites Zuhause, hier weiß ich genau, wie sich das Eis anfühlt und wie man es läuft“, sagt die 13-Jährige.

Kassandra Lotta macht Short Track, eine besonders rasante Art von Eisschnelllauf, beim ESV Turbine Rostock. „Schon mein Opa war Eisschnellläufer, und mein Vater hat meine Geschwister und mich schon mit drei, vier Jahren zum Schlittschuhlaufen mitgenommen. Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht.“ So sehr, dass die junge Eisflitzerin mit sieben Jahren schon an ersten Wettkämpfen teilgenommen hat. Short Track als Disziplin hat es ihr besonders angetan, „weil es so vielfältig ist. Man muss Ausdauer haben, sprinten können und auch taktisch denken.“ Angst vor den Geschwindigkeiten, mit denen Short Tracker ihre Bahnen ziehen und Kurven nehmen, hat sie nicht. „Also man hat es schon im Hinterkopf, aber es vergeht. Wenn man es kann, fühlt man sich immer frei, wenn man den ersten Schritt aufs Eis setzt.“

Inzwischen trainiert die Schülerin einer Sportlerklasse am CJD siebenmal die Woche – ab Sommer 2021 achtmal – und hat sich in ihrer Altersklasse unter die Top 3 in Deutschland und Top 10 in Europa gekämpft. „Damit bin ich sehr zufrieden und sehe mich auf einem guten Weg“, sagt sie selbstbewusst. „Ich will später unbedingt World Cups mitlaufen. Mein ganz großes Ziel ist Olympia.“ Dieses Ziel hilft auch, die Motivation für unzählige Trainingseinheiten hochzuhalten, obwohl man sich derzeit nur sehr selten in Wettkämpfen, den Highlights eines Sportlerlebens, messen kann.

Um Profi im Short Track zu werden, müsste Kassandra Lotta nach der Schule ihre heimische Startbahn verlassen, um am Bundesstützpunkt in Dresden weiterzutrainieren. „Ich würde natürlich meine Familie und den Strand vermissen, und dass es sich hier in Rostock wie eine Gemeinschaft anfühlt, weil man immer Leute trifft, die man kennt, wenn man in der Stadt bummelt.“ Aber für ihren Sport würde sie das in Kauf nehmen: „Ich mach das schon mein ganzes Leben lang und kann es mir ohne nicht mehr vorstellen.“

(Aufgezeichnet im Februar 2021)