Previous Page  12 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 12 / 32 Next Page
Page Background

SH-Journal April 2017

Gleich drei Namen stehen auf dem

Klingelschild der Wohnung im

vierten Stock des Gerüstbauerrings

23. Hier ist seit Sommer 2015 eine

der außergewöhnlichsten Wohnge-

meinschaften der WGSH zuhause:

eine betreute Frauengruppe des

Integrativen Treffs Rostock. Dessen

Ziel ist es, Menschen mit geistiger

und körperlicher Behinderung ein

selbstständiges Leben zu ermög-

lichen, und beim Trio in Groß Klein

sieht man, wie gut das funktioniert:

Die Frauen teilen sich eine Vier-

raumwohnung, kümmern sich ge-

meinsam um den Haushalt, jede um

ihr eigenes Zimmer. Die Wohnung

sieht aus wie nagelneu, alles ist

blitzsauber und überaus gepflegt.

„Wir fühlen uns hier wohl und kom-

men gut klar und passen selbst auf

alles auf“, bestätigt Monika Karos-

ke (55). „Am Freitag ist Putztag, da

teile ich mir die Arbeit mit Moni“,

erzählt Carola Schmalz (50).

Betreute Selbstständigkeit

Beide Frauen hatten zuvor bei ihrer

Mutter gelebt, bis diese selbst pfle-

gebedürftig wurden. Nun führen

sie also ihren eigenen Haushalt

und arbeiten – ebenso wie Kathrin

Bruß (47), die Dritte im Bunde – in

einer DRK-Werkstatt. Auch in ihrer

Freizeit sind die Frauen selbst-

bestimmt aktiv: Monika Karoske

geht regelmäßig zum Schwimmen

und zum Trommeln, Kathrin Bruß

liebt ihre Ruhe und Urlaubsfahrten.

Am Wochenende sind die Frauen

häufig unterwegs, besuchen ihre

Partner, machen Gruppenausflüge,

hin und wieder kommen Gäste.

Bei allem, was sie im Alltag nicht

allein bewältigen können, helfen ih-

nen Antje Griese (Diplom-Pädago-

gin) und Jana Nickoleit (Sozialthe-

rapeutin und Ernährungsberaterin)

vom Integrativen Treff: bei Arzt-

und Amtsbesuchen, Schriftverkehr,

Bankgeschäften, Terminvereinba-

rungen, mit technischen Geräten,

beim wöchentlichen Großeinkauf.

Sie schauen mindestens drei, vier

Mal pro Woche vorbei, telefonie-

ren täglich mit den Frauen. „Oft

kommen sie nach der Arbeit auch

in unsere 5-er WG, das Zentrum un-

seres Treffs“, erzählt Jana Nicko-

leit. Hier wird zusammen gekocht,

gegessen, Geburtstag, Weihnach-

ten und Silvester gefeiert.

Ruhe und familiäre

Atmosphäre

Finanziert wird das betreute

Wohnen durch Grundsicherung,

Erwerbsminderungsrente und dem

Werkstatteinkommen der Frauen.

Die zentrale 5-er WG des Treffs

bietet den Einstieg ins eigenstän-

dige Wohnen – eigentlich: „Diese

WG war auf Durchlauf konzipiert,

wo Dinge gelernt werden, die man

braucht, bevor man in eine kleinere

WG oder in die eigene Wohnung

zieht“, erklärt Antje Griese. „Jetzt

Integrativer Treff

»Wir kommen gut klar und

passen auf alles auf«

Zu Besuch in einer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft

MAGAZIN

12