WGSH-Mitglied und -Vertreter Heinz-Jürgen „Atze“ Marnau wohnt seit 60 Jahren in der Südstadt, bricht eine Lanze für die „Platte“, angenehme Hausgemeinschaften – und tüchtige Seemannsfrauen. 1960: Als ein Kumpel Heinz-Jürgen Marnau überredet, in eine Wohnungsgenossenschaft für Seeleute einzutreten, ist der damalige Fachschüler an der Ingenieurschule für Schiffstechnik in Warnemünde wenig begeistert: Warum von knappen 65 Mark im Monat ganze 10 Mark Eintrittsgeld berappen, wenn man doch ohnehin zur See fahren wollte und gar keine Wohnung brauchte? Doch die Investition sollte sich schnell mehr als auszahlen… 1963: Als die Familie Marnau am 15. Mai eine 2,5-Zimmer- Wohnung im Block 229, 1. OG links, in der Rostocker Südstadt zugewiesen bekommt, ist ihr neues Zuhause noch sehr reinigungsbedürftig und das neue Wohnumfeld vornehmlich noch Baustelle. Ringsum werden weitere Häuser hochgezogen, es gibt kein Grün, keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Spielplätze, viel Schotter und Kies. „Das war aber alles egal. Wir haben fast geweint vor Glück“, weiß Heinz-Jürgen Marnau noch genau. Zwei Jahre hatte die Familie mit der kleinen Tochter zu der Zeit schon in einer kalten, schimmeligen Wohnung ausgeharrt, das Dach löchrig wie ein Sieb. „Wir mussten immer schauen, dass das Kinderbett nicht nass wird.“ Nun endlich eine trockene Wohnung, erstmals mit Fernwärme, mit eigenem Bad, mit Dusche und Wanne – das war nahezu paradiesisch. Draußen machten die Kinder die Baustelle mit Freuden zum Abenteuerspielplatz; Grün und Ordnung stellten sich mit der Zeit ein. Und die Hausgemeinschaft, erinnert sich Heinz-Jürgen Marnau gern, war nie ideologisch aufgeladen: „Es gab kein sozialistisches Pipapo, aber das Zusammenleben war freundlich, ordentlich und hilfsbereit. Man wünschte sich guten Tag und guten Weg, aber man wusste, man konnte klopfen, wenn man etwas brauchte, für Familienfeiern wurde von allen bereitwillig der Fahrradkeller freigeräumt, sich mit einem Umtrunk bedankt und in belastenden Situationen hat man zusammengehalten.“ Lobenswerte Frauen und Vorstände Als ehemaliger Seemann weiß „Atze“ Marnau einen sicheren Hafen wohl mehr zu schätzen als die meisten „Landratten“. Angefangen als Kohlentrimmer und hochgearbeitet zum Leitenden Ingenieur, hat er auf Tankern und Fruchtschiffen Butter, Fleisch, Erze und Kohle um die Welt gebracht, hat Afrika umrundet, Kanada, Kuba und Brasilien angesteuert. Er ist Gründungsmitglied des Vereins der Schiffsingenieure zu Rostock. Mit Eintritt in den Altersruhestand war er zudem 25 Jahre lang ehremamtlich als Leuchtturmmann in Warnemünde aktiv. Seit drei Wahlperioden ist er Vertreter in der WGSH. Egal welche Aufgabe Heinz-Jürgen „Das Zusammenleben war immer freundlich und hilfsbereit“ Heinz-Jürgen Marnau ist seit über 60 Jahren mit der WG und seiner "Platte" zufrieden 20 AUG 2023 wgsh.de MAGAZIN
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