Druck - page 15

INFORMATIONEN
15
Wer hier wohnt, das entscheidet das Jugendamt
Während Raik mit Lukas und Julia in einem anderen
Zimmer verschwindet, umreißt Heike Schulz kurz das
Anliegen der Betreuung in der Außenwohngruppe in Trä-
gerschaft des DRK-Kreisverbandes Rostock e.V.: „Bis zu
acht Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jah-
ren finden hier ihr Zuhause. Aktuell ist unsere Jüngste
eineinhalb Jahre alt, der Älteste 15. Die meisten unserer
Schützlinge stammen aus zerrütteten Familien. Aber es
kommt auch vor, dass wir Kinder aufnehmen, deren El-
tern krank sind oder ihre Kinder aus beruflichen Gründen
nicht selbst versorgen können. Außerdem gibt es auch
Fälle, in denen sich Kinder selbst bei Ämtern melden, um
aus ihrer Familie herauszukommen. Wer bei uns aufge-
nommen wird, entscheidet grundsätzlich das Jugend-
amt. Bei der Belegung spielen allerdings Kriterien wie
freie Plätze, Altersgruppe und Geschlecht eine Rolle.“
In der Regel bleiben die Mädchen und Jungen minde-
stens sechs Monate, ist weiter zu erfahren. Die Außen-
wohngruppe lebt wie in einem Familienverbund zusam-
men. Ein günstiger Umstand ist dabei, dass unter den
Erziehern Frauen und Männer unterschiedlichen Alters
sind und es zudem eine Hauswirtschafterin gibt. Rund
um die Uhr ist mindestens ein Erzieher vor Ort, nachts
gibt es zusätzlich einen Bereitschaftsdienst für unvor-
hersehbare Ereignisse. Als besonders positiv für die Ent-
wicklung der Kinder hebt die Pädagogin hervor, dass
diese in einem normalen Wohnhaus leben können - mit
einer Adresse, wie jeder andere sie hat. Die Wohnungs-
genossenschaft Schiffahrt-Hafen ermöglichte dies, als
sie 1999 eine Wohnung den Bedürfnissen dieser beson-
deren Wohngemeinschaft entsprechend umbaute.
Betreuungsziel: Rückkehr in die eigene Familie
„Wir betreuen und fördern die Kinder hier umfassend,
und das sowohl im pädagogischen wie im sozial- und
heilpädagogischen Bereich. Wir bieten altersgemäße
Beschäftigung, gemeinsame Unternehmungen sowie
Ferienfreizeiten an und jeder hier hat neben Rechten
auch kleine Aufgaben. Die Mädchen und Jungen können
sich frei bewegen und besuchen zudem weiter ihre an-
gestammten Schulen bzw. Kindereinrichtungen - diese
sozialen Kontakte sind wichtig. Wir beziehen die Eltern
eng mit ein, denn Ziel aller unserer Bemühungen ist,
dass die Kinder in ihre Familien zurückkehren können.
Wo das nicht möglich ist, kommen Pflegefamilien in Be-
tracht“, erläutert Heike Schulz.
Einige Jugendliche bleiben jedoch bis zur Volljährigkeit
in der Einrichtung des DRK-Kreisverbandes. So auch Mi-
chel (15), der aktuell die 8. Klasse einer Gesamtschule
besucht. „Ich fühle mich hier wirklich wohl“, erzählt der
sympathische Jugendliche, während er seine selbst ge-
waschene Wäsche in den Schrank räumt. Freunde
könne er jederzeit mitbringen, sogar über Nacht. Dass
zur Wohngruppe auch Jüngere gehören, findet er positiv
- schließlich sei das in einer Familie ja auch nicht an-
ders. „Klar gibt es auch mal kleine Reibereien, aber wo
gibt es die nicht? Obwohl man immer mal Kompromisse
eingehen muss, kann ich hier eigentlich alles machen.
Wenn es etwas gibt, ist immer jemand da, den ich fragen
kann. Und was irgendwie geht, wird mir ermöglicht.“ So
sei er schon mehrmals in einem Ferienlager gewesen
und auch seinen Hobbies könne er nachgehen, sagt Mi-
chel. Er engagiert sich bei der Jugendfeuerwehr Groß
Klein und hofft, bald als Kamerad der Freiwilligen Feu-
erwehr aufgenommen zu werden. „Jede Woche bin ich
dort zur Ausbildung, trainiere für Wettkämpfe. Wenn
alles gut läuft, schaffen wir es vielleicht sogar zum Bun-
deswettbewerb.“
DRK / Kerstin Griesert
Der 15-jährige Michel, ältester Bewohner der
Wohngruppe, findet in seinem Zimmer die Ruhe, die
er braucht, um sich auf seinen Wettbewerb mit der
Freiwilligen Feuerwehr vorzubereiten.
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24,...25
Powered by FlippingBook